Mit einer Rumpftruppe erreicht Gladbach in Augsburg den nächsten Tiefpunkt. Um wieder erfolgreich zu sein, muss der Verein seine Philosophie überdenken.
Was verfrühte Personalentscheidungen anrichten können, war gestern in natura nach dem Spiel zwischen dem FSV Mainz und dem Hamburger SV zu erleben. Der TV-Sender Sky hatte sich einen kleinen Spaß – wenn man es denn so nennen mag – erlaubt und HSV-Trainer Markus Gisdol in die Live-Schalte mit seinem neuen Chef und Noch-TV-Experten Heribert Bruchhagen gesetzt. Dann sollten die beiden über die Zukunft von Gisdols Ex-Chef Dietmar Beiersdorfer diskutieren – was in erster Linie für langes Zögern und Stammeln sorgte. Und was zeigte, warum man mit manchen Entscheidungen besser bis zur Winterpause wartet.
Gladbachs Sportdirektor Max Eberl macht deshalb wohl alles richtig, wenn er in den nächsten Stunden nicht doch noch die Reißleine zieht und zumindest bis Weihnachten an Trainer Andre Schubert festhält. In drei Tagen steht bereits das letzte Spiel des Jahres gegen den VfL Wolfsburg an. Ein Heimspiel. Und damit noch eine große, eine vielleicht letzte letzte Chance für Andre Schubert. Dabei hätte der nach der 0:1‑Niederlage in Augsburg aus sportlicher Sicht keine Daseinsberechtigung mehr auf der Gladbacher Bank.
Chancen für 0,4 Tore
„Normalerweise geht so ein Spiel 0:0 aus“, sagte Schubert nach Abpfiff und hatte immerhin damit recht. Denn beide Mannschaften kamen für einen Sieg nie in Frage. In Augsburg hatte man unter der Woche entschieden, dass die Spielphilosophie des alten Trainers nicht zum Verein passe – und die Zusammenarbeit deshalb beendet. Während der FCA also mit veränderter Grundordnung und vier personellen Veränderungen erst einmal zu sich selbst finden musste, fand Gladbach nie den Weg zum Augsburger Tor.
Das „Expected Goals“-Modell maß eine Torchancenqualität von 0,4 zu 0,4 Toren auf beiden Seiten. Für so viele – bzw. wenige – Treffer hatten sich beide Teams also Chancen herausgespielt. Für die Borussia war es immerhin der zweitbeste Wert aus den letzten vier Spielen. Bezeichnend.