Rhetorisch geschickt dämpft Bernd Hollerbach die Erwartungen an seine Würzburger Kickers. Dabei mischen diese längst die zweite Liga auf.
Als Peter Kurzweg vor knapp zwei Wochen nach dem 1:0 gegen St. Pauli vor die Medien trat, schüttelte er allen Journalisten in der Mixed Zone im Stadion am Dallenberg die Hand. Zugegeben, allzu viele Pressevertreter waren es nicht, die Fragen an ihn richten wollten. Die wenigen aber, rund eine Handvoll, begrüßte Kurzweg derart förmlich, als stehe ihm nun ein Vorstellungsgespräch bevor.
Eine Schwäche für Spieler mit Herz
Und in gewisser Weise war das auch so. Kurzweg steht nicht oft unter dem Licht der Scheinwerfer. Freilich ist er den Journalisten nicht unbekannt. Ausgetauscht haben sich aber bislang die wenigsten mit ihm. Kurzweg ist Linksverteidiger bei den Würzburger Kickers, wie sein Trainer Bernd Hollerbach zu früheren Tagen selbst, als der Hamburger SV (in grauer Vorzeit) noch erfolgreich war.
Als Abwehrspieler ist Kurzweg schon alleine von Berufswegen mehr Zerstörer denn Entwerfer. Die Medien aber interessieren sich in aller Regel für Fachkräfte anderer Abteilungen: Strategen, Techniker oder Torjäger. Hollerbach aber hat eine Schwäche für Spieler wie Kurzweg. „Peter macht einen Riesenjob“, findet er, „er hat ein Riesenherz.“
Die Kickers spielen keinen Fußball, sie arbeiten ihn – aber stimmt das?
Mit derlei Aussagen hat der Trainer unfreiwillig ein Image kultiviert, gegen das er mit seiner Mannschaft inzwischen ankämpft. Hollerbach fordert beharrlich Kampf und Einsatz ein – und lobt seine Spieler immer wieder für ebendiese Tugenden. So herrscht in der Branche inzwischen eine einhellige Meinung vor, für die Kurzweg sinnbildlich steht: Die Kickers spielen keinen Fußball, sie arbeiten ihn. Und sie können zuvorderst verteidigen.