Eintracht kämpft um den Klassenerhalt. Viele Fans würden für den Klub ihr letztes Hemd geben – doch keiner hat das schon so oft gemacht wie Manfred Adelmann.
In unserer Ausgabe #173 haben wir die größten Fan-Originale vorgestellt. Auf 11freunde.de findet ihr in den kommenden Tagen und Wochen in loser Reihenfolge die Begegnungen mit den Protagonisten.
Manfred Adelmann lacht sich immer noch schlapp. Der Körper bebt, der kahle Kopf wogt hin und her, all die Bilder großer Eintracht-Spieler auf seinem Shirt wippen. Die tätowierten Arme schnellen nach oben. Er hält sich die Hände vors Gesicht, schüttelt den Kopf und gluckst, wenn er von all seinen Auftritten erzählt. Adelmann, den alle nur „Adi“ nennen, wurde als Stripper berühmt, obwohl bei ihm nicht unbedingt eine Verwechslungsgefahr mit den Chippendales besteht. „Strip-Adi“ ist Autodidakt, seine Bühnen sind die Stadien. Und Fußball und die Geschichten für ihn vor allem: ein großer Spaß.
Im September 1988 spielte die Frankfurter Eintracht im Pokal der Pokalsieger in Basel. Die Fans im Bus waren bester Laune, Adelmann mittendrin. Erst waren es nur wenige Mitreisende, die aus einer Laune heraus forderten, er solle sich entkleiden. Doch als Adelmann darauf ansprang, grölte der ganze Bus. In der Folge wurde sein Strip bis zur Unterhose und manchmal darunter hinaus obligatorisch, garniert mit besonderen Extra-Einlagen.
Halbnackt als Dirigent
Bei einem Pokalspiel in Verl trat eine Blaskapelle in der Halbzeitpause auf. Adelmann kletterte über den Zaun und strippte nicht nur neben den Musikern, sondern übernahm, nur noch mit einem Stringtanga bekleidet, den Taktstock des Dirigenten. Seine ganz eigene Halbzeitshow beendete er formschön mit einem Fehlpass auf die sich aufwärmenden Frankfurter Ersatzspieler.
Adelmann amüsiert sich wieder köstlich, wenn er diese Geschichten hört. „Ja, die armen Rentner. Das war ein Konzert für ältere Leud‘. Da sind die Klamotten gefloje, doch: Die Capelle hat keine Panik uffkomme lasse.“
In Litauen im Knast, in Berlin auf der Bank
Weniger reibungslos als in Verl verlief seine Show im litauischen Vilnius, wo die Eintracht 1995 im UI-Cup spielte. Als der dortige Bürgermeister bei der Live-Übertragung einen nackten Eintracht-Fan im Fernsehen sah, griff er zum Telefon und ordnete die umgehende Verhaftung an. Adelmann grinst wieder, als er vom Polizeigewahrsam und vom Verhör erzählt. Er sollte 100 Mark Strafe bezahlen, fand in seiner Tasche aber keine EC-Karte, sondern nur zehn Mark. Die Dolmetscherin habe „am Stück geflennt“, plötzlich sei die Rede von 30 Tagen Haft gewesen.
Die mitgereisten Eintracht-Fans sammelten für die Kaution, Adelmann zahlte mit seinen verbliebenen zehn Mark die Taxifahrt zum Flughafen. Dort sprang er gerade noch rechtzeitig in den letzten Flieger nach Hause.
Spätestens im Oktober 2002 war Adelmann nicht nur in Frankfurt und bei den litauischen Behörden bekannt, sondern in ganz Deutschland. Frankfurt spielte damals in der zweiten Liga bei Union Berlin. Die „Eisernen“ versteigerten im Internet einen Platz auf der Trainerbank. In Frankfurt machte schnell die Idee die Runde, dass nur einer für diesen ehrenwerten Job in Frage kommen würde: „Strip-Adi“.