Thorsten Legat gibt im Dschungelcamp den Einpeitscher, Powermotivator und Philosophen zugleich. Wir sind begeistert und erkennen in unserer täglichen Kolumne in seinen magischen Worten die großen Lehren fürs Leben.
Es ist schon ein bisschen lächerlich, dass es erst das RTL-Dschungelcamp brauchte, bis endlich auch die Mitte Gesellschaft verstanden hat, was Fußballfans schon immer gewusst haben: Thorsten Legat ist weit mehr als ein Weltexfußballer, Testosterontitan und Spitzenmotivator. Thorsten Legat ist ein Mann der Tiefe. Einer, der das ausspricht, was andere nicht mal denken können.
So geschehen zum Start des Sonderzeichenpromi-Zeltlagers, wo Legat zwischen Silikonimplantanten, auslaufenden Rentnern und Ekelprüfungen schon nach wenigen Minuten ahnte, woran es in dieser Gruppe der Gescheiterten hapern wird. Und so sagte er es einfach: „Bei dem einen oder anderen denke ich, da wird Disziplin nur 50 Prozent geschrieben.“
Halleluja!
Halleluja, es ist ein Satz wie ein Vorschlaghammer. Und eine Metapher auf unser Leben.
Ein Satz, der uns Hobby-Hedonisten auf der heimischen Couch die Augen öffnen sollte. Statt geifernd in die Chipstüte zu greifen und am nächsten Morgen wieder weinerlich auf den Abtropfgewichtanteil von 99,9 Prozent am eigenen Leib zu blicken, sollten wir uns alle mal ein bisschen mehr am Riemen reißen. Wir sind die, die „Diszi…“ schreiben, wenn wir von einem vollen Terminplan sprechen. Dabei sind wir weich, haben es uns schön gemütlich gemacht in unseren Ikea-Wohnzimmern. Unsere Freizeit verbringen wir in Grillseminaren, WhatsApp-Gruppen und Craft-Beer-Bars, statt mal eine Fremdsprache zu lernen, mit dem Nachbarn seinen Kleinwagen zu reparieren oder ihn wenigstens zum Bareknuckle-Fight herauszufordern.
Ja, Thorsten Legat hat mit seinem schmalen Satz das Grundproblem unserer Generation erkannt: Jeder drückt sich vor dem harten Gegenwind des Alltags. Wir verschieben Verabredungen mindestens sieben Mal per SMS, weil wir lieber noch ausgiebig in Designkatalogen stöbern, eine Kiste Bio-Mate zum Getränkemarkt bringen müssen oder das Chiasamenbrot noch nicht durchgebacken ist. Unsere Joggingschuhe haben sich längst bei Tinder angemeldet, damit sie überhaupt mal wieder so etwas wie menschlichen Kontakt spüren. Wir weinen über die kaputte Heizung, haben in unserem Leben aber noch nie Brennholz mit einer Axt geschlagen. Wir posten ergoogelte, aber tiefgreifende Zitate zu Themen der Zeit oder auch nur Fotos unseres wahnsinnig aufregenden Lebens und verfallen in tiefe Depression, wenn am Ende wieder nur einstellige Likezahlen stehen. Wir kommentieren uns im Internet die Finger wund, aber wenn an der Bushaltestelle neben uns mal wieder zwei Typen rassistischen/sexistischen/beleidigenden Dreck labern, drehen wir lieber die Musik in unseren Ohren lauter.
Wir sind wertlos
Ja, Thorsten Legat spricht auch von dir, der mal wieder beim Lesen dieser Karikatur eines Textes wertvolle Lebenszeit verschenkt, statt endlich auch mal das „…plin“ an sein „Diszi…“ zu hängen.
Wir sind die, die Thorsten Legat meint, wenn er auf Gunter Gabriel, Sophia Wollersheim und David Ortega vor sich sieht. Wir sind wertlos.
Danke, Thorsten Legat! Deine Worte haben mich aufgeweckt. Aber jetzt muss ich los. Denn ich habe tatsächlich ein Tinder-Match. Mit meinen Joggingschuhen.
Und die Verabredung habe ich jetzt schon sieben Mal verschoben.