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Als der rus­si­sche Geschäfts­mann Roman Abra­mo­witsch einst über London hin­weg­flog, sah er die Stam­ford Bridge, das Sta­dion des stolzen FC Chelsea. Es gefiel ihm. Er kaufte den Verein. Als der Sin­ga­purer Geschäfts­mann Wilson Raj Per­umal einst über Lapp­land hin­weg­flog, sah er Kes­kus­kentää, das Sta­dion des mick­rigen Rova­niemen Pal­lo­seura. Es gefiel ihm. Er kaufte den Verein.

Der Unter­schied: Der FC Chelsea war ein­ver­standen – Rova­niemen Pal­lo­seura, kurz ROPS, wusste von nichts. Der fin­ni­sche Erst­li­gist wurde sys­te­ma­tisch unter­wan­dert. Er verlor über Jahre hinweg Par­tien in dem naiven Glauben, es sei schlicht aufs Pech oder wenigs­tens das Unver­mögen seiner Spieler zurück­zu­führen. Tat­säch­lich aber war es deren volle Absicht: Sie ver­ur­sachten Elf­meter oder ver­schossen sie, sie ließen sich vom Platz stellen oder agierten bewusst weit unter Form. Als Wilson Raj Per­umal im Februar in Hel­sinki, bei einem seiner Rück­flüge von Lapp­land nach Sin­gapur, fest­ge­nommen wurde, fanden die Ermittler die Namen von neun ROPS-Profis auf seinem Laptop. Er hatte sie fürs Ver­lieren bezahlt.

60.000 Ein­wohner im ufer­losen Fich­ten­meer

Wenn man, wie Per­umal, Rova­niemi aus der Luft sieht, weiß man nicht, wo diese Stadt anfängt und wo sie endet. Sie ist flä­chen­mäßig die größte Europas, aber die nur 60.000 Ein­wohner ver­lieren sich in einem ufer­losen Meer von Fichten. Bei diesem Anblick kommt dem red­lich Rei­senden erst mal keine Geschäfts­idee. Es sei denn, er besitzt ein Säge­werk.

Wilson Raj Per­umal besitzt keines, eine Geschäfts­idee kam ihm den­noch: Hier, im Fich­ten­meer, suchte er die Bestech­li­chen und die Naiven, um Spiele in seinem Sinne zu mani­pu­lieren. Profis, die so wenig ver­dienten und so per­spek­tivlos waren, dass er sie leicht gefügig machen konnte. Und einen Verein, der auf­grund seiner Rand­stän­dig­keit weder das Wissen noch die Mittel hatte, um sich des Angriffs zu erwehren. In Rova­niemi, wo der Legende nach der Weih­nachts­mann resi­diert, der per­so­ni­fi­zierte Glaube an das Gute, hat das Böse im Fuß­ball Gestalt ange­nommen.

Ich möchte nicht dar­über spre­chen. Bitte nicht.“

Jouko Kiis­tala, der lang­jäh­rige Manager von ROPS, hat seinen Job hin­ge­schmissen und dabei mehr ver­loren als nur den Glauben an den Weih­nachts­mann. Er war es, der jene neun Spieler einst aus Sambia und Geor­gien nach Rova­niemi holte, der sich um sie küm­merte, wenn sie Heimweh hatten, und der sie für eine wei­ter­füh­rende Kar­riere in Europa auf­bauen wollte. Und er war es, den sie schließ­lich ver­rieten, indem sie sich von Per­umal schmieren ließen. Nun sitzt er irgendwo in den Wäl­dern Lapp­lands in seiner Block­hütte und schrubbt Gitar­ren­ak­korde in Moll. Am Telefon sagt er: Lassen Sie mich in Ruhe. Ich möchte nicht dar­über spre­chen. Bitte nicht.“

Um Kiis­talas abgrund­tiefen Blues zu ver­stehen, muss man wissen: Es war das dritte Mal, dass er hin­ters Licht geführt wurde. Bevor Per­umal in Rova­niemi sein Unwesen trieb, soll bereits 2005 der malay­si­sche Pro­fi­zo­cker Wil­liam Bee Wah Lim min­des­tens ein Spiel von ROPS ver­schoben haben. Über den ser­bi­schen Mit­tels­mann Dragan Antic hatte er einen deut­schen Ama­teur­fuß­baller von einem badi­schen Regio­nal­li­gisten in Rova­niemi ein­ge­schleust. In der 5. Minute des Spiels gegen Tabel­len­führer MyPa, der ohnehin hoher Favorit war, ver­schul­dete dieser durch einen haar­sträu­benden Fehl­pass das 0:1, in der 51. Minute ver­ur­sachte er zudem einen Elf­meter, der zum 1:3 führte. Das Spiel endete 1:5. Lim, der von einem Heim­com­puter in Baden-Baden aus astro­no­mi­sche Summen auf MyPa gesetzt hatte, war durch dieses Ergebnis um drei Mil­lionen Euro rei­cher geworden. Der Deut­sche ver­ließ Rova­niemi unmit­telbar danach flucht­artig und bestreitet die gegen ihn erho­benen Vor­würfe bis heute. Sein mut­maß­li­cher Auf­trag­geber Lim wurde 2006 in Deutsch­land ver­haftet und tauchte, nachdem er 2007 gegen Kau­tion auf freien Fuß gesetzt worden war, in seiner Heimat unter.

Im Jahre 2008 kam es zu wei­teren Ver­dachts­fällen: Der Serbe Ratko Mar­ja­novic und der Este Alek­sandr Kulik, eigent­lich recht solide Kicker, leis­teten sich eine Reihe gera­dezu unfass­barer Böcke, die zu Nie­der­lagen führten. Beide wurden vom Verein schließ­lich noch vor Ablauf der Saison sus­pen­diert, offi­ziell wegen ihrer man­gel­haften Ein­stel­lung. Harte Beweise konnten nicht gegen sie vor­ge­bracht werden, doch ihre Nähe zum wegen Spiel­ma­ni­pu­la­tion vor­be­straften est­ni­schen Trainer Valeri Bon­da­renko lässt Schlimmstes befürchten.