Bayern München ist in den USA nicht der beliebteste Bundesligaklub? Wie konnte das passieren? Randall Hauk, ein Journalist und Bundesligafan aus Seattle, klärt auf.
Die Kollegen von 11FREUNDE wollten von mir wissen: Wie populär ist die Bundesliga in den USA? Die Antwort ist recht einfach: Überhaupt nicht!
Da ich die Frage nun ziemlich direkt beantwortet habe, möchte ich hinzufügen, dass ich nicht sonderlich an TV-Einschaltquoten interessiert bin. Sie mögen uns oberflächlich erklären, dass die Bundesliga in den USA sehr unbeliebt ist, aber in Einzelfällen kann das ganz anders aussehen.
Mein Interesse an der Bundesliga hat sich in den letzten Jahren stetig gesteigert, vor allem seit der Rückrunde der Saison 2009/10. Und das alles trotz der Tatsache, dass es im Laufe der Jahre nicht gerade einfacher wurde, die Bundesliga im US-Fernsehen zu schauen. Es wäre jedenfalls um einiges entspannter gewesen, die Premier League zu verfolgen. Aber was willst du machen, wenn du dein Herz schon anderweitig verschenkt hast?
Seit diesem Jahr ist allerdings vieles anders. Heute ist die Situation für Bundesliga-Fans in den USA sogar recht komfortabel, denn der Sender FOX hat die Übertragungsrechte für die Bundesliga erworben.
Aus dem Nichts in den USA ein Publikum für die Bundesliga zu finden, schien immerhin nicht so schwierig, wie in den USA auf legalem Weg ein Spiel der Zweiten Bundesliga zu schauen. Leicht wird es trotzdem nicht.
Die Zahlen sind schlecht – aber sie kommen sehr früh
Seit einigen Wochen kann man also allerorten von den TV-Einschaltquoten lesen, und ja, sie sind wirklich miserabel. Blicken wir etwa auf den 9. Spieltag am vergangenen Wochenende. Die Partie mit den besten Quoten war HSV gegen Leverkusen, die 61.000 Zuschauer vor den Fernseher lockte. Werder Bremen gegen den FC Bayern wurde von 51.000 Menschen verfolgt, und Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach wollten gerade mal 11.000 Fans sehen.
Absolut niemand würde auf die Idee kommen, diese Zahlen als fantastisch zu bezeichnen – weder die Bundesliga noch der US-Partner FOX. Aber es sind ja auch erst seit zwei Monate von fünf Jahren Vertragslaufzeit vorbei, und vermutlich hat eh niemand großartige Zahlen in der Anfangszeit erwartet.
Leverkusen?! What the … ?
Aber konnte man damit rechnen, dass Leverkusen der Führende in diesem Quoten-Raking sein würde? Noch schockierender mag die Tatsache sein, dass Leverkusen gegen Augsburg am 8. Spieltag mehr Zuschauer hatte als das seit einigen Jahren als „Klassiker“ gehypte Duell zwischen Dortmund und Bayern.
Kann es also sein, dass Bayer Leverkusen in den USA beliebter ist als der allmächtige FC Bayern? Könnt ihr hören, wie die Bayern-Fans schon beim Gedanken daran hyperventilieren? Also, ganz ruhig, ihr Roten! Mia san scherzen!
Es gibt ein einfaches Wort, das dieses Phänomen erklärt. Es ist weder ein englisches noch ein deutsches Wort. Es lautet:
„CHICHARITO!“
Mexikanische Migranten und ihre Nachkommen bilden in den USA ein großes Segment bei dieser Messung und ganz generell beim Fußball. Mexikos eigene Liga, Liga MX, hängt hier etwa regelmäßig die MLS ab, wenn es um die TV-Quoten geht.
Sportfans sind eben immer auch ein Stück weit Lokalpatrioten. Und so überrascht es gar nicht, dass Javier Hernandez Bayer Leverkusen zumindest bei den TV-Quoten einen Boost bescherte. Ähnliche Messungen hätte man vermutlich auch in Franken durchführen können, als Dirk Nowitzki seine erfolgreiche Zeit bei den Dallas Mavericks hatte.