Mario Basler ist ab dem 1. Februar Geschäftsführer Sport beim 1. FC Lokomotive Leipzig. Was treibt den ehemaligen Nationalspieler in die fünfte Liga?
Mario Basler sitzt in einem beschaulichen Parkhotel im Leipziger Osten vor einer Horde Journalisten. Der 46-Jährige trägt eine blaue Trainingsjacke, vor ihm zwei Flaschen Landbier eines Sponsors. Der Pressesprecher präsentiert den prominenten Neuzugang samt dessen Titelsammlung, als sei er Michael Buffer und Basler Graciano Rocchigiani. Die Sponsoren und auch einige Journalisten applaudieren, Basler ist das etwas peinlich. Vor laufenden Kameras (!) unterschreibt der mittlerweile 46-Jährige seinen neuen Vertrag als künftiger Geschäftsführer Sport beim 1. FC Lokomotive Leipzig. Viel mehr Neunziger geht nicht.
„Das hat was Kuscheliges“
Nun passt Mario Basler zu einer Fußball-Zeitreise wie kaum ein anderer, doch bei der Besichtigung des maroden Geländes des Bruno-Plache-Stadions gleich nebenan ist ihm vor ein paar Tagen wohl selbst erst bewusst geworden, wie viel es beim mittlerweile fünftklassigen Klub zu tun gibt. „Ich habe schon schönere Gelände gesehen“, sagt Basler. „Aber das hat was Kuscheliges, da kracht und quietscht es auf der alten Holztribüne.“ Das Schlimmste sei ohnehin das Rauchverbot dort, scherzt Basler. Und verabschiedet sich nach der Pressekonferenz zu einer Raucherpause in den Hof des Hotels, bevor er den acht Kamerateams Rede und Antwort steht. So viel Aufmerksamkeit hatte Lok Leipzig in den vergangenen Jahren nur, wenn sich die Fans wieder einmal daneben benommen hatten.
Gut zwei Jahre nach seinem Rücktritt bei Rot-Weiß Oberhausen ist Mario Basler mit reichlich Tamtam zurück im Geschäft. „Ich freue mich, dass ich nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit wieder arbeiten darf“, sagt er. Über einen gemeinsamen, langjährigen Bekannten aus Regensburg hatte Lok-Präsident Heiko Spauke Basler kennengelernt und ihn irgendwann direkt angesprochen: „Mensch, Mario, Du musst doch zurück in den Fußball. Kannst Du Dir das bei uns vorstellen?“ Nach ersten Treffen in Leipzig inklusive Besuch bei RB Leipzig reifte bei Basler auf der Rückfahrt in seine Wahlheimat Osnabrück der Gedanke, das Angebot tatsächlich anzunehmen und einen Neustart in der Oberliga zu wagen. „Ein solcher Traditionsklub mit so viel Potenzial ist genau das, was ich gesucht habe“, dachte sich Basler nach eigenem Bekunden.
„Die Vereine haben Angst vor großen Namen wie Matthäus und Basler“
Als Trainer hatte der Schwager des mächtigen Spielerberaters Roger Wittmann wenig Fortune. Mit seinen beiden letzten Klubs Wacker Burghausen und Rot-Weiß Oberhausen stieg der zweimalige Deutsche Meister und Pokalsieger jeweils aus der 3. Liga ab. Angebote aus der 2. Liga oder aus der Bundesliga habe es nicht gegeben. „Es ist ein großes Problem in Deutschland, dass die Vereine zu viel Angst vor großen Namen wie Matthäus, Effenberg oder Basler haben“, sagt der gebürtige Pfälzer. „Es war für mich irgendwann klar, dass es in Deutschland keinen Trainerjob mehr für mich gibt.“