Als Borussia Mönchengladbach 1995 im Berliner Olympiastadion Pokalsieger wurde, war unser Autor mit dabei. Ein verheißungsvoller Start in das Leben als Fan, begleitet von Blödmännern und Heimweh.
Die Zeichen standen bei mir schon recht früh auf schwarz-weiß-grünes Fan-Dasein. Und das, obwohl ich in Berlin aufwuchs, 595 Kilometer vom Bökelberg entfernt. Meine clevere Tante Christa, selbst überzeugte Borussin, schenkte mir Bettwäsche von Borussia Mönchengladbach, in einem Alter, wo ich noch logopädische Hilfe gebraucht hätte, um den Namen des Vereins auszusprechen. Täglich starrte ich unfreiwillig vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen die schwarz-weiße Raute auf giftgrünem Hintergrund an. Einordnen konnte ich das Logo damals wohl kaum, der ständig wiederkehrende Präsentationseffekt hinterließ anscheinend trotzdem seine Spuren.
Theoretisch hätte ich auch Fan der Frauenmannschaft des FSV Frankfurt werden können. Dieses Team gewann bei meinem ersten Stadionbesuch den DFB-Pokal durch einen 3:1‑Sieg gegen den TSV Siegen im damals noch recht grauen Berliner Olympiastadion. Ein Onkel hatte Karten für meinen Vater, meinen älteren Bruder und mich besorgt. Als ich dachte, dass es jetzt endlich wieder nach Hause geht, begann das nächste Spiel – das Finale der Männer.
Balu, der Bär wäre mir lieber gewesen
Nun konnte ich die Borussia also mal live sehen. Dazu noch Top-Plätze auf der Haupttribüne, ausverkauftes Haus, ja sogar der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl saß in unmittelbarer Nähe – ich langweilte mich trotzdem. Mehr als 180 Minuten auf einem harten Sitz zu verweilen, das war nichts für einen Achtjährigen mit Tendenz zu ADHS. Fußball, zumindest in seiner vollen Länge, wirkte damals eher abstrakt auf mich, und auch Helmut Kohls Anwesenheit ließ mich eher kalt. Balu, der Bär wäre mir lieber gewesen.
War ich etwa nur ein Alibi-Fan? Niemals! Ich riss mich zusammen und quälte mich durch ein eher maues Spiel meiner Borussen gegen damals noch ziemlich graue Wölfe vom VfL Wolfsburg, zu dem Zeitpunkt noch zweitklassig.