Josef „Joe“ Zinnbauer ist der neue Pyrotechniker beim HSV: Er macht die Spieler wieder heiß. Beim Sieg gegen den FC Bayern brannten sie sogar. So hell, dass man beinah vergaß: Es war eigentlich nur ein Unentschieden. Und nun?
Im Jahr 2008 sind in Deutschland ziemlich genau 800.000 Kinder zur Welt gekommen. Sie sind kürzlich sechs Jahre alt geworden oder werden es sehr bald, treten also gerade in die Lebensphase ein, in der man gemeinhin beginnt, sich ernsthaft für Fußball zu interessieren. Das dürfte für etwa ein Drittel von ihnen gelten – aufgerundet sind es demnach ungefähr 300.000 Sechsjährige, die nicht mehr nur Freistöße von Cristiano Ronaldo und Fallrückzieher von Zlatan Ibrahimovic gut finden, sondern sich mit angemessener Aufmerksamkeit dem Fußballalltag widmen, Sportschau gucken, Tabellen studieren, Ergebnisse kennen.
Diese 300.000 Kinder haben den Hamburger Sportverein in einem Bundesligaspiel noch nie gewinnen sehen, nicht bewusst jedenfalls. Für sie muss er so etwas wie der Wile E. Coyote des deutschen Fußballs sein: Der, der unablässig in den Abgrund stürzt.
Meister? Muss kurz nach dem Krieg gewesen sein.
Der letzte Sieg des HSV in einem Bundesligaspiel liegt nämlich außerhalb der Fanbiografie der Sechsjährigen, er ist fast ein halbes Jahr her: am 29. Spieltag der vergangenen Saison gewannen die Hamburger daheim mit 2:1 gegen Bayer Leverkusen. Die Tore schossen Hakan Calhanoglu und Heiko Westermann. Es war der letzte dreifache Punktgewinn in jener Katastrophensaison, der letzte von insgesamt nur drei Siegen in der gesamten Ära Mirko Slomka, die immerhin sieben Monate andauerte. Bis zum Ende der Spielzeit blieb der Verein auf dem 16. Tabellenplatz kleben – und das nur, weil auch der 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig das Gewinnen gänzlich einstellten. In der Relegation gegen die SpVgg Greuther Fürth reichten dem HSV ein 0:0 und ein 1:1 für den Klassenerhalt. „Nicht mal absteigen können sie“, titelte 11freunde.de seinerzeit.