„Das war schon eine geplante Aktion“, sagt Klaus Augenthaler – und der muss es ja schließlich wissen. Heute vor 25 Jahren versenkte der Bayer gegen Eintracht Frankfurt einen Schuss aus 49 Metern. Wir gratulieren artig und präsentieren fünf wunderschöne Weitschusstore.
1.
Klaus Augenthaler, 1989
Eintracht Frankfurt – Bayern München 0:1
DFB-Pokal, Erste Runde, 34. Spielminute
Der Klassiker, das Tor des Jahres, das Tor des Jahrzehnts: Bayern-Kapitän Klaus Augenthaler marschiert strammen Schrittes in der eigenen Hälfe los, passiert die Mittellinie und macht seinem Namen alle Ehre: Auge sieht, dass Ulli Stein weit vor seiner Kiste steht. Er fasst sich ein Herz und zieht im Mittelkreis einfach mal ab. Der Ball befindet sich lange Zeit in der Luft, Stein sieht das Unheil auf sich zukommen und läuft hektisch zurück. Vergeblich. Keine Chance, den Ball noch zu erwischen. „Ich verhindere dadurch immer noch mehr Tore, als ich bekomme“, sagt ein deutlich angefressener Ulli Stein nach der Partie auf die Frage, ob es leichtsinnig sei, so weit vor dem Tor zu stehen. Den Bayern hat der Sieg im Übrigen nicht viel gebracht: Sie schieden im Achtelfinale mit 0:3 in Stuttgart aus. Dafür wurden sie mit sechs Punkten Vorsprung souverän Deutscher Meister. Und wenige Wochen nach der Meisterfeier sollte Auge den Weltmeisterpokal in den Händen halten.
2.
Bernd Schuster, 1994
Bayer Leverkusen – Eintracht Frankfurt 4:0
Bundesliga, 3.Spieltag, 16. Spielminute
Der blonde Engel verzaubert das Ulrich-Haberland-Stadion mit dem Tor des Jahres: Schuster stolziert grazil wie zu seinen besten Zeiten durch das Mittelfeld und fasst sich aus etwa 45 Metern ein Herz. Der aufgeschreckt im Rückwärtsmarsch zurückeilende Andreas Köpke hingegen dürfte wenig Zauber verspürt haben: Er macht eine sichtlich unglückliche Figur bei diesem Geniestreich von Schuster. Und das, nachdem Köpke gerade Bodo Illgner im Kasten der Nationalelf abgelöst hatte. Doch ohnehin hatte die Eintracht in dieser Partie nicht den Hauch einer Chance: Ulf Kirsten, Paolo Sergio und Rudi Völler markierten die restlichen Treffer für Bayer. Am Ende der Spielzeit erreichte Leverkusen den dritten Platz. Und über Bernd Schuster und Bayer 04 Leverkusen sollten erst im nächsten Jahr dunkle Wolken aufziehen – der 15. Platz, bei acht Einsätzen für Schuster. Das unrühmliche Ende einer Ära.
3.
Najim, 1995
Arsenal London – Real Saragossa 1:2 n.V.
Europapokal der Pokalsieger, Finale, 120. Spielminute
Ein erbitterter Kampf um den Cup der Pokalsieger. Arsenal und Saragossa schenken sich nichts in dieser Partie. Jeder rechnet schon mit dem Schlusspfiff, mit dem Elfmeterschießen. So auch David Seaman, der berühmt-berüchtigte Keeper der Gunners. Doch der Marokkaner Najim hat etwas dagegen: Er feuert aus 45 Metern einen satten Schuss ab, der sich hinter Seaman in die Maschen senkt. Schlusspfiff, kein Elfmeterschiessen. Und der Pott geht nach Saragossa. Es war nicht der erste und auch nicht der letzte Klops von David Seaman. Dumm gelaufen – für den Kult-Keeper und für Arsenal. So auch in der Liga, wo die Gunners lediglich den zwölften Rang belegten. Übrigens: In der nachfolgenden Saison verpflichtete Arsenal einen neuen Trainer – einen gewissen Arsene Wenger, der von Nagoya Grampus Eight aus Japan verpflichtet wurde.
4.
Alex Alves, 2000
Hertha BSC Berlin – 1.FC Köln 4:2
Bundesliga, 7.Spieltag, 28. Spielminute
Dirk Lottner erzielt per Elfmeter das 2:0 für Köln, und der Jubel auf Seiten der Domstädter ist groß. Auch Keeper Markus Pröll ist guter Dinge uns steht inmitten des 16-Meter-Raumes. Zu guter Dinge, wie Alex Alves direkt nach dem Wiederanpfiff erkennt. Der umstrittene Brasilianer erhält den Ball am Mittelkreis und versucht sein Glück per Direktschuss. Was folgt, ist das Tor des Jahres. Ein unglaublicher Schuss, mit dem er die Wende in der Partie einläutet. Leider war dies nur einer der wenigen Glanzlichter des exzentrischen Stürmers mit der vielseitigen und ausgefallenen Garderobe. In 81 Spielen brachte er es immerhin auf 25 Treffer. Am 14. November 2012 starb Alex Alves viel zu früh an den Folgen einer seltenen Knochenmarkserkrankung.
5.
Xabi Alonso, 2006
Liverpool – Newcastle 2:0
Premier-League, Zweiter Spieltag, 80. Spielminute
Elf Minuten vor Schluss führen die Reds mit 1:0 durch einen Treffer des niederländischen Neuzugangs Dirk Kuyt. Nicht genug für Liverpool. Sie wollen nachlegen, den Sack zumachen und die drei Punkte einfahren. Allen voran Xabi Alonso, von dem in diesem Spiel viele Impulse ausgehen. Er schnappt sich den Ball in der eigenen Hälfte und sieht, dass der Keeper viel zu weit vor seinem Kasten steht. Prompt folgt der Geistesblitz: Aus rund 60 Metern zieht er ab.
Der Keeper sieht das Unheil auf sich zukommen, doch er rutscht aus, und der Ball zappelt im Netz. Eine Wahnsinnshütte! Solche Schüsse gelten ebenso wie atemberaubende Seitenwechsel und lange Bälle als Spezialität des Spaniers Alonso.