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SS-Siggi“ ist am Apparat. Nord­rhein-West­fa­lens berühm­tester Neo­nazi hat tat­säch­lich zurück­ge­rufen. Gleich wird er erzählen, welche Rolle er bei dem spielt, was gerade in seiner Hei­mat­stadt Dort­mund pas­siert.
In den Acht­zi­gern war Sieg­fried Bor­chardt, 59, Mit­be­gründer der berüch­tigten Borus­sen­front“, der Keim­zelle aller prü­gelnden Fuß­ball­nazis. Die Borus­sen­front“ galt eine Weile als aus­ge­storben, wor­über sich Siggi köst­lich amü­siert. In Wahr­heit hätten die sich früher von Sta­di­on­verbot zu Sta­di­on­verbot prü­gelnden Nazi-Hoo­li­gans nie auf­ge­hört, sich zu spon­tanen Schlä­ge­reien zu treffen. Zu seinen besten Zeiten wurde Bor­chardt mehr­fach ver­ur­teilt, weil er nach BVB-Spielen mit seinen Leuten Türken in der Nord­stadt jagte, und auch heute ist Dort­mund ein Schwer­punkt der rechten Szene in Deutsch­land und gilt im Fuß­ball als neue Haupt­stadt der Bewe­gung. Min­des­tens 100 Neo­nazis tum­meln sich auf der Süd­tri­büne. Borussia Dort­mund, die Fuß­ball­ver­bände und die Politik sind alar­miert.

Siggi Bor­chardt hin­gegen ist zufrieden mit den Jungen, die mit ihren Mit­teln das fort­führen, was er ange­fangen hat. Zwar gehe er heute nicht mehr zu den Heim­spielen des BVB, sagt der Koloss, der mit seinen was­ser­stoff­blonden Haaren aus­sieht wie ein deut­scher Hulk Hogan mit Bier­bauch. Da gibt’s nur Theater mit mir“, meint er und sam­melt lieber ein paar Län­der­punkte bei Aus­wärts­spielen der Natio­nal­mann­schaft oder schaut sich im Dort­munder Umland ein Ober­li­ga­spiel an. Doch auf der Dort­munder Süd­tri­büne, findet er, liefe es ja auch ohne ihn ganz in seinem Sinne. Bor­chardt meint unter anderem die Despe­rados“, eine ursprüng­lich unpo­li­ti­sche Ultra­gruppe, die im Laufe der Jahre immer stärker nach rechts gerückt ist. Die Despe­rados trai­nieren doch auch zusammen mit einigen Jungs der Borus­sen­front“, sagt er. Da gibt es ja längst die zweite und dritte Gene­ra­tion.“

Die Rekru­tie­rung
Ein paar Kilo­meter süd­lich von Dort­mund sitzt einer, der SS-Siggi“ aus gemein­samen Kampf­tagen kennt. Der Mann, der anonym bleiben will, war eine der Füh­rungs­fi­guren der Auto­nomen Natio­na­listen“ (AN), jener modernen Nazis, die mit Wind­breaker, Son­nen­brille und Base­ball­kappe zum Auf­marsch kommen. Das Kon­zept der AN wurde von Szene-Vor­den­kern Ende der Neun­ziger eigens für West­deutsch­land ersonnen. Hier sei der Neo­na­zismus stig­ma­ti­sierter als im Osten, die Akti­visten müssten daher unauf­fäl­liger auf­treten und dürften nicht sofort als Nazis zu erkennen sein. Auf den ersten Blick sehen AN-ler wie Anti­fa­schisten aus. Oder wie Ultras, die sich ja auch ver­mummen, um eine Iden­ti­fi­zie­rung durch Poli­zei­ka­meras zu erschweren. Unser Mann, nennen wir ihn André S., hat lange in der Dort­munder AN-Kom­man­do­zen­trale gear­beitet. Irgend­wann hatte er genug und kehrte der Szene den Rücken. Der Fuß­ball hat ihn per­sön­lich nie inter­es­siert, doch als poli­ti­scher Soldat“ (Selbst­bild der AN) konnte ihm ein solch wich­tiges Schlacht­feld nicht gleich­gültig sein. Fuß­ball, sagt S., spiele neben der Musik die ent­schei­dende Rolle bei der Rekru­tie­rung des Nach­wuchses. Wir Auto­nome Natio­na­listen wollten ja keine Skin­heads mit Alko­hol­fahne. Wir wollten moderne, sub­kul­tu­relle Jugend­liche, die das aus­strahlen, was Gleich­alt­rige nicht abstößt, son­dern anspricht.“ Heute zeigen die jungen Nazis den alten, wie poli­ti­scher Revier­kampf geht. Die Ultras zu umwerben, sei oft nicht schwer. Das Outfit von Ultras und AN-lern ähnelt sich doch sehr“, sagt S. Die ganze Kultur ist ja anschluss­fähig: Ultras singen das nach, was der Capo vor­singt, sie haben Bock darauf, sich von mon­tags bis sonn­tags zu enga­gieren. Wir haben denen gesagt, super, so ist das bei uns auch! Wir machen unsere Trans­pa­rente selbst und bei unseren Demos gibt es auch Pyro­technik.“

Der Schul­ter­schluss funk­tio­niert prächtig. Längst kämpfen bei den Nazi-Hools von der Northside“ um die 15 Mit­glieder der Ultras von den Despe­rados“ mit. Die Fights werden, so berichtet es einer, der dabei war, mit dem kol­lek­tiven Ruf Sieg Heil!“ beendet. Als Innen­mi­nister Ralf Jäger den Natio­nalen Wider­stand Dorst­feld“ (NWDO) als kri­mi­nelle Ver­ei­ni­gung verbot, wurde auf der Dort­munder Süd­tri­büne ein Trans­pa­rent gehisst, das Soli­da­rität mit dem NWDO“ ein­for­derte. Erst im Sep­tember wurde einer der Despe­rados“, auch er NWDO-Mit­glied, wegen einer gemein­schaft­lich began­genen Men­schen­jagd auf links­al­ter­na­tive Jugend­liche zu einer Haft­strafe ver­ur­teilt. Bei der nächt­li­chen Attacke hatten die mit Sturm­hauben mas­kierten Angreifer ihre Opfer aus einem VW-Bus heraus mit Fla­schen und Steinen beworfen und anschlie­ßend mit einem Messer bedroht. Nach dem glei­chen Muster ver­lief auch ein Angriff vor dem Schalker Fan­pro­jekt. Dort wurden die blau-weißen Fans bei ihrer Rück­kehr nach einem Aus­wärts­spiel in Nürn­berg von mas­kierten Despe­rados“ aus zwei VW-Bussen heraus ange­griffen. Ein Zeuge erin­nert sich an gereckte rechte Arme und den Schlachtruf Heil Hitler!“, bevor die Angreifer zurück nach Dort­mund türmten. Ziel für AN-Struk­turen ist es, bun­des­weit Zugang zu den Ultras zu bekommen“, sagt André S. In Dort­mund sei das nicht schwer gewesen. Die meisten von der Borus­sen­front hatten zwar Sta­di­on­verbot. Rein kamen die aber trotzdem, weil eine Zeit lang die Secu­rity-Firma mit unseren Leuten durch­setzt war.“

Auch ein West-Pro­blem
Lange hat man die Neo­nazis für ein spe­zi­fisch ost­deut­sches Pro­blem gehalten. Wer als Jour­na­list über prü­gelnde Nazi­horden berichten wollte, fuhr nach Sachsen oder Bran­den­burg. Der Westen hin­gegen schien bis auf wenige Enklaven gefeit vor den neuen NS-Jün­gern. Schließ­lich hatten sich dort schon Ende der Acht­ziger anti­fa­schis­ti­sche Fans in Initia­tiven wie BAFF (Bündnis aktiver Fuß­ball­fans) zusam­men­ge­schlossen, der­weil sich der DFB-Prä­si­dent gegen Ras­sismus und Schwu­len­feind­lich­keit posi­tio­nierte. Irgend­wann nervten die gut­ge­meinten Durch­sagen und der ganze Rote-Karten-Akti­vismus nur noch.

Man hätte genauer hin­schauen müssen. In vielen west­deut­schen Städten drängen neo­na­zis­ti­sche Fans in den Vor­der­grund. Ihr Habitus dockt meist an den Ultra­stil an, der längst die alles domi­nie­rende Fan­kultur ist. Oft werden sie dabei von der alten Hoo­li­gan­szene pro­te­giert, die ihre Kämpfe längst auf Wald und Wiese ver­la­gert hat, doch ihre schüt­zende Hand über die Rechten hält.

Passt auf, sonst holen wir die Dort­munder!“
Die Dort­munder Nazi­szene ist dabei die zah­len­mäßig größte. Von hier aus ver­laufen zahl­reiche Fäden in alle Him­mels­rich­tungen. Wenn rechte Gruppen irgendwo auf Gegen­wehr stoßen, warnen sie ihre Kon­tra­henten: Passt auf, sonst holen wir die Dort­munder!“ Beste Kon­takte unter­halten die Despe­rados“ etwa zur Kölner Ultra­grup­pie­rung Boyz“: Die Ver­bin­dung besteht schon lange“, bestä­tigt Volker Lange von der Kölner Polizei. Andere Kölner Ultra­gruppen sähen die Liaison kri­tisch, die Dort­munder Freunde der Boyz“ seien ihnen zu rechts.

Dort­munder AN-Kader waren auch vor Ort, als sich 17 Neo­na­zi­teams zum Svasti-Ka Hal­lencup 2012“ trafen. Ebenso wie AN-ler vom Don­ners­berg, aus Zwei­brü­cken und aus Mün­chen – drei Szenen, die eben­falls in den Fan­kurven anzu­treffen sind. Die ersten beiden in Kai­sers­lau­tern und Hom­burg, letz­tere beim TSV Mün­chen 1860, wo die Nazis bei Heim­spielen in Block 132 anzu­treffen sind. Und wenn die NPD Düren ihr Natio­nales Fuß­ball­tur­nier“ aus­trägt, machen genau jene AN-Gruppen mit, die auch im Lig­aalltag ver­su­chen, bei den Fans einen Fuß in die Tür zu bekommen. Auch wenn das nicht immer von Erfolg gekrönt ist: 2010 fanden sich beim Spiel von Bayer Lever­kusen in Bochum plötz­lich Auto­nome Natio­na­listen“ im Son­derzug. Doch sie ver­strömten zu wenig Stall­ge­ruch, zumal sie schon beim Kar­ten­kauf („Gegen wen spielt Bayer?“) gar nicht erst so getan hatten, als würden sie etwas von Fuß­ball ver­stehen. Auf der Rück­fahrt waren die Nazis nicht mehr dabei. Man hatte ihnen zu ver­stehen gegeben, dass sie uner­wünscht seien.

Beste Kon­takte zu den Auto­nomen ­Natio­na­listen“ in Dort­mund hatte auch Falko W. ein Fan von Ale­mannia Aachen, bei dem die Polizei eine funk­ti­ons­tüch­tige Bombe fand. W. war Mit­glied der ver­bo­tenen neo­fa­schis­ti­schen Kame­rad­schaft Aachener Land“ (KAL). Im Sommer 2010 spal­tete sich die Ultra­szene der Ale­mannia. Wäh­rend sich die Aachen Ultras“ (ACU) klar gegen Neo­nazis posi­tio­nierten, ging es für die Karls­bande“ in die andere Rich­tung. Viele von deren Mit­glie­dern feiern und prü­geln mitt­ler­weile in trauter Ein­tracht mit den Nazis von der Kame­rad­schaft Aachener Land“ und der nach rechts offenen Hoo­li­g­angruppe West­wall“.

Im ver­gan­genen August eska­lierte die Situa­tion end­gültig. Nach einem Aus­wärts­spiel der Ale­mannia in Saar­brü­cken wurde der ACU-Tross von Mit­glie­dern der Karls­bande“ über­fallen. Ein Mit­glied der ACU, das es nicht recht­zeitig in den Bus geschafft hatte, wurde von einem Dut­zend Männer minu­ten­lang zusam­men­ge­treten und schwer ver­letzt –obwohl der Fan­be­auf­tragte und ein wei­terer Ale­mannia-Fan sich schüt­zend auf das Opfer geworfen hatten. Nach langen ver­eins­in­ternen Dis­kus­sionen unter­schrieb danach auch die Karls­bande“ einen Ehren­kodex, in dem sie ver­sprach, der Gewalt abzu­schwören und ras­sis­ti­sche Äuße­rungen zu unter­lassen. Keine zwei Wochen später über­fielen die Insassen eines Busses der Karls­bande“ einen PKW, in dem ACU-Mit­glieder saßen. Als die Polizei den Bus stoppte, nahm sie auch die Per­so­na­lien zweier bereits auf­fällig gewor­dener Neo­nazis auf.

Oft hört man in Zusam­men­hängen mit stramm­rechten Anhän­gern ver­harm­lo­sende Kom­men­tare aus der Fan­szene, etwa: Das mögen ja Leute mit komi­schen Ansichten sein, aber hier geht es um Fuß­ball!“ Doch dass sich unter diesem Deck­män­tel­chen prima poli­tisch agi­tieren lässt, hält man auch bei der Deut­schen Fuß­ball Liga (DFL) für ein Pro­blem. DFL-Vize­prä­si­dent Peter Peters betont: Wir beob­achten mit Sorge, dass bei einigen Ver­einen ver­stärkt rechts­extreme Ten­denzen zu beob­achten sind. Leider erfahren die ent­spre­chenden Leute dann oft eine Form der Soli­da­ri­sie­rung, die ich für völlig falsch halte.“

So sieht man das auch bei der linken Düs­sel­dorfer Fan­grup­pie­rung Kopf­ball“. In vielen Städten gehörten die Neo­nazis nicht nur wie selbst­ver­ständ­lich zu den jewei­ligen Fan­szenen, sie treten dort auch offen als Faschisten auf und werden vom Rest still­schwei­gend hin­ge­nommen oder sogar begrüßt“. Aller­dings wolle der nette Fascho von nebenan“ auch inhalt­li­chen Ein­fluss nehmen. Der gemeine Neo­nazi hat zwar auch keinen Bock auf Event­fuß­ball, aber erst recht nicht auf ›Kanaken, Schwuch­teln, Juden, Neger und Fotzen‹, um es mal mit der Rhe­torik der Gegen­seite zu sagen.“

Angriff auf Linke
Linke, oder wen man dafür hält, mundtot zu machen, um den rechten Main­stream zu eta­blieren – das ist das stra­te­gi­sche Nah­ziel der Nazis. Im Oktober wurde nach der Partie Frei­burg gegen Dort­mund ein Anschlag auf ein besetztes Haus in der Frei­burger Innen­stadt verübt. Schnell gerieten drei Rechte aus Süd­baden in Ver­dacht, die dabei beob­achtet worden waren, wie sie Fuß­ball­lieder grölten und laut­stark dar­über sin­nierten, wel­ches linke Anschlags­ziel das lohnend­ste sei. Danach bra­chen sie offenbar in das besetzte Haus ein und schnitten den Gas­schlauch eines Herdes durch. Auch Nazi-Hools von Werder Bremen sind wie­der­holt unan­ge­nehm auf­ge­fallen. So waren Mit­glieder des Bremer Nord­sturms“ 2007 am Über­fall auf eine Feier anti­fa­schis­ti­scher Ultras im Ost­kur­ven­saal“ betei­ligt. Und im Mai 2012 stürmten Bremer Hoo­li­gans eine Party in der als Treff­punkt alter­na­tiver Jugend­li­cher gel­tenden Wohn­welt“ in Wunstorf bei Han­nover. Wahr­schein­lich würden auch sie behaupten, unpo­li­tisch zu sein, was aller­dings durch ins Netz gestellte Filme kon­ter­ka­riert wird, wo einige Hools ­T‑Shirts mit großen Haken­kreuzen tragen.

Viel wäre schon geholfen, wenn die Ord­nungs­dienste besser geschult wären. Beim Regio­nal­li­gisten Waldhof Mann­heim stehen seit einiger Zeit manns­hohe Auf­steller, die rechts­extreme Marken und Sym­bole auf­listen, die im Sta­dion uner­wünscht sind. Trotzdem kamen Fans mit genau diesen Insi­gnien immer wieder ins Carl-Benz-Sta­dion, bis einem Ver­eins­an­ge­stellten auf­fiel, dass sich die Rechten stets beim glei­chen Ordner anstellten. Der Mann, selbst mit einer Thor Steinar“-Mütze aus­ge­stattet, winkte seine Gesin­nungs­ge­nossen ein­fach durch.

Auch für Kai­sers­lau­tern wolle er solche Vor­komm­nisse nicht aus­schließen, sagt Chris­tian Gruber, der Klub­spre­cher des FCK. Ein nicht tole­rier­barer, aber wahr­schein­li­cher Grund“ sei, dass in klei­neren Städten jeder jeden kenne, meint Gruber. Da lässt ein Ordner schon mal einen Bekannten durch, obwohl er vom Verein die klare Vor­gabe hat, gerade bei rechten Sym­bolen die Sta­di­on­ord­nung streng durch­zu­setzen.“

Das Fan­pro­jekt des 1. FC Kai­sers­lau­tern wurde vom DFB mit dem Julius-Hirsch-Preis“ aus­ge­zeichnet. Nachdem bei einer Trai­nings­ein­heit der Ruf Lauft, ihr Juden!“ zu hören war, orga­ni­sierten Leiter Erwin Ress und sein Team zahl­reiche Ver­an­stal­tungen, um den Fan­nach­wuchs zu sen­si­bi­li­sieren. Nach der Preis­ver­lei­hung nahm sich das Info­portal 24“, die Web­site des neo­na­zis­ti­schen Akti­ons­büro Rhein Neckar“, den FCK und sein Fan­pro­jekt zur Brust. Juden­freund­lich­keit wird belohnt, Fan­pro­jekt Kai­sers­lau­tern kas­siert ab“, hieß es dort.

Die Lau­terer Hool­szene galt in den Acht­zi­gern und Neun­zi­gern als offen neo­na­zis­tisch. Viele der Herren sind älter und ruhiger geworden, viele haben mit Politik nichts zu schaffen, doch noch heute gehen zahl­reiche Nazi­kader im Sta­dion ein und aus. Die etwa 70 Hools, die regel­mäßig in Block 5.3 sitzen, sind befreundet mit rechts­ge­rich­teten Fans von Paris Saint-Ger­main. In der Lau­terer Ultra­szene wie­derum besteht eine Freund­schaft mit den eher linken Ultras des FC Metz. Hart­nä­ckig hält sich in Kai­sers­lau­tern das Gerücht, dass die Loth­ringer ihre Pfälzer Freunde im Februar nicht anläss­lich des Heim­spiels gegen Köln besu­chen durften. Die Hools, heißt es, hätten dies unter­sagt, um ihre Kum­pels aus Paris nicht zu brüs­kieren. Wenn kampf­spor­t­erprobte Hoo­li­gans Ansagen machen“, spuren die Ultras. Auch in Dort­mund, Duis­burg oder Braun­schweig wurden expo­nierte Ultras bedroht. Ent­weder sie würden auf­hören, sich gegen Rechts zu posi­tio­nieren, oder man werde ihnen end­gültig zeigen, wer Herr im Block sei.

SS-Siggi“ Erben
In den unteren Ligen, wo oft­mals eine ein­zelne treue Seele die Geschäfts­stelle am Laufen hält, haben die Rechten leichtes Spiel. So wie beim Regio­nal­li­gisten FC Hom­burg, der sich über 6000 Zuschauer im Saar­land-Pokal­spiel gegen den Erz­ri­valen 1. FC Saar­brü­cken freut. Dar­unter aller­dings eine Menge, die weder mit der Sta­di­on­ord­nung noch mit dem Grund­ge­setz der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land etwas am Hut haben. Auf Höhe der Mit­tel­linie springen jün­gere Ultras mit Kate­gorie C“-Pullis herum. Neben ihnen stehen ein paar Ältere, dar­unter ein Typ, der eine weiße Jacke mit dem Auf­druck Aryan“ (Arier) trägt und sich die Lebens­rune, ein bei der SS beliebtes heid­ni­sches Symbol, hinter das linke Ohr hat täto­wieren lassen. Die eigent­liche rechte Szene trifft sich in unge­fähr 50 Meter Luft­linie Ent­fer­nung, bestimmt hun­dert Hoo­li­gans pro­du­zieren sich unter dem ros­tigen Schild von Block 1. Knapp die Hälfte von ihnen lässt kurz vor der Halb­zeit­pause die U‑Bahn von Saar­brü­cken bis nach Ausch­witz“ fahren, mit der sie die schwarz-blauen Juuuden“ abtrans­por­tiert wissen wollen. Bis zum Schluss­pfiff stimmen sie immer wieder diese Gesänge an, die Polizei steht untätig ein paar Meter daneben. Wir können nicht so tun, als hätten wir das Pro­blem nicht“, sagt Rüdiger Schnei­de­wind, Bei­geord­neter der Stadt Hom­burg Es gibt in der Gegend Neo­nazi-Kame­rad­schaften, die in den Fuß­ball drängen.“

Am Morgen nach dem Derby Dort­mund gegen Schalke ruft SS-Siggi“ wieder an. Der Mann hat zum Früh­stück defi­nitiv keinen Kaffee getrunken. 1:2 ver­loren gegen die ver­dammten Schalker, so eine Scheiße! Doch alles andere war nach seinem Geschmack. 180 Fest­nahmen, immer wieder sind die beiden Fan­gruppen auf­ein­an­der­ge­prallt. Ich bin wahn­sinnig stolz auf meine Jungs!“ Tat­säch­lich hatten seine Weg­ge­fährten von der Borus­sen­front“ vor der Nord­tri­büne gewütet, später hat die Polizei auch den Kreis­vor­sit­zenden der NPD fest­ge­nommen, Stadtrat Mat­thias Wächter. Ich habe dem Wächter noch gesagt, dass er nicht mit­gehen soll“, meint Bor­chardt, aber der hat nicht auf mich gehört.“ Doch sonst alles paletti: Hömma, hamse richtig Gas gegeben, meine Jungs, ne?“ Es sind wieder gute Zeiten für SS-Siggi“ und sei­nes­glei­chen.