Lothar Matthäus, wer ist momentan der beste Fußballer der Welt?
Lothar Matthäus: Wenn ich die Wahl hätte: Ganz klar Xavi, das Gehirn der momentan erfolgreichsten und besten Mannschaften der Welt – Barcelona und die spanische Nationalmannschaft. Da die Wahl allerdings von den Mannschaftskapitänen und Trainern der Nationalmannschaften durchgeführt wird, denke ich, dass Messi das Rennen machen wird. Seine Strahlkraft ist in Asien oder Afrika einfach noch größer.
Gefällt Ihnen Messi denn nicht?
Lothar Matthäus: Doch, natürlich. Es ist herrlich, diesen Fußballer bei der Arbeit zuzusehen. Er ist definitiv einer der besten Fußballer der Welt.
Als ehemaliger Dauer-Konkurrent von Diego Maradona müssen Sie es ja wissen – wer ist besser: Maradona oder Messi?
Lothar Matthäus: Tut mir leid, diese Frage kann ich ihnen nicht beantworten. Historische Vergleiche sind unmöglich. Wer kann schon sagen, wie erfolgreich ein Lionel Messi in den achtziger und neunziger Jahren oder ein Diego Maradona in der Gegenwart wäre? Ich jedenfalls nicht.
Sie würden Xavi zum Weltfußballer 2011 machen — was macht ihn so stark?
Lothar Matthäus: Xavi erkennt die Momente, die ein Fußballspiel entscheiden können. Und dann spielt er seine Fähigkeiten so aus, dass seine Mannschaft Erfolg hat. Der richtige Pass im richtigen Moment, der Torschuss zur richtigen Zeit, die Gabe, die Spielgeschwindigkeit zu erhöhen oder zu drosseln – all das vereint der Fußballer Xavi. Und das macht ihn so außergewöhnlich.
Wir haben noch gar nicht über Cristiano Ronaldo gesprochen. Welche Chancen hat er bei der Wahl?
Lothar Matthäus: Lassen Sie mich nachrechnen: Messi ist spanischer Meister und Champions-League-Sieger geworden. Xavi hat zusätzlich die Weltmeisterschaft 2010 gewonnen. Ich denke, ein Torrekord in Spanien hält diesen Vergleichen nicht stand.
Unter den 23 nominierten Spielern sind auch drei Deutsche: Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil und Thomas Müller. Hat unser deutsches Trio überhaupt Chancen gegen die internationale Konkurrenz?
Lothar Matthäus: In den vergangenen Jahren sind deutsche Fußballer im Vergleich eh zu schlecht weggekommen. Mit Ausnahme der EM 2004 sind wir im vergangenen Jahrzehnt bei den großen Turnieren immer mindestens ins Halbfinale gekommen. Und trotzdem spielen deutsche Fußballer bei der Weltfußballer-Wahl keine Rolle. Das wird sich auch 2011 nicht ändern. Ich bin mir aber sicher, dass mindestens einer der Drei unter den Top Fünf landen wird.
Wer denn?
Lothar Matthäus: Gleiche Geschichte wie bei Messi oder Xavi: Mesut Özil hat als Spieler von Real Madrid eine viel größere globale Strahlkraft als ein Bastian Schweinsteiger. Deshalb wird Özil auch die Nase vorn haben. Mein persönlicher Favorit heißt aber Thomas Müller: Was der für seine Mannschaft leistet, ist aller Ehren wert. So einen Spieler würde ich mir als Trainer auch wünschen.
Lothar Matthäus, Sie sind 1990 inoffiziell und 1991 offiziell zum Weltfußballer ernannt worden. Sie müssen sich wie der König der Welt gefühlt haben.
Lothar Matthäus: Schön, dass sich in Deutschland überhaupt noch jemand an meine Erfolge als Spieler erinnert. Aber für solch hochtrabende Gedanken hatte ich erst später Zeit. Ich hatte damals auch das Glück, in den beiden besten Mannschaften der Welt zu spielen: Inter Mailand und der deutschen Nationalmannschaft. Heute hat der goldene Pokal einen Ehrenplatz in meiner Wohnung. Keine Sorge, den nehme ich nicht jeden Abend mit ins Bett. Aber ab und an einen Blick erlaube ich mir dann doch.