Der Fußballtorwächter Markus Miller hat sich ein psychisches Leiden eingestanden, sich in stationäre Behandlung begeben und darüber die Öffentlichkeit informiert. Die ersten beiden Punkte sind gar nicht hoch genug einzuschätzen, sie erhöhen die Chance auf Gesundung. Dass Miller den Weg in die Öffentlichkeit gesucht hat, hängt in seinem Fall wahrscheinlich mit einem anderen, höchst tragisch geendeten Fall zusammen. Miller ist bei Hannover 96 tätig, dem Verein des früheren Torwarts Robert Enke. Fast zwei Jahre ist es her, dass Enke diesen Ausweg für sich nicht mehr gefunden hat. Miller hat die Kraft und den Mut aufgebracht, mit seiner Krankheit einen anderen Umgang zu finden.
Man darf, man muss sich über jeden einzelnen Menschen freuen, der es schafft, sich ein psychisches Leiden, etwa eine Depression, zuzugeben. Egal, ob Fußballprofi, Busfahrer oder Angestellter. Die Krankheit ist behandelbar. Bei strenger Therapie und gewissenhafter Medikation sind die Gesundungschancen gar nicht so schlecht, wie die vielen Suizide befürchten lassen. Ohne Hilfe aber ist sie fast unbezwingbar. Ob die Öffentlichkeit informiert werden muss, ist umstritten. Vor allem bei Menschen, die eben nicht in der großen Öffentlichkeit stehen, ist es nicht empfehlenswert. Das Arbeitsumfeld muss das nicht wissen. Mancher bereut es nach erfolgreicher Therapie sogar, weil das Umfeld den Umgang mit dieser Krankheit nicht beherrscht.
Das Rampenlicht bringt Druck und Stress mit sich
Der Profifußball ist da nicht weiter als die normale Lebenswirklichkeit. Vielleicht hat Miller diesen Weg gewählt, weil er nicht ganz so viel zu verlieren hat wie andere Profis. Menschen, die wirklich im Rampenlicht stehen. Menschen, bei denen ein hilfreicher Umgang mit der Krankheit noch schwerer ist, weil eben das Rampenlicht noch mehr Druck und Stress mit sich bringt, aber auch Ruhm und Reichtum.
Bewirken aber wird der Fall Miller nichts. Schon ein sehr viel prominenterer hat es nicht geschafft. Sebastian Deisler, der beste deutsche Fußballer seiner Zeit, machte seine Erkrankung 2003 öffentlich. Sechs Jahre später stellte Enke sich auf Gleisen einem Regionalzug entgegen.