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Es ist noch nicht Mal drei Monate her, da saß Stefan Effen­berg auf einer Pres­se­kon­fe­renz in Mön­chen­glad­bach. Er trug Anzug und Kra­watte und wollte als Sport­di­rektor der Borussia Max Eberl beerben. Dem fach­lich uner­fah­renen Effen­berg und seiner umstrit­tenen Initia­tive traute man am Nie­der­rhein den großen Coup nicht zu. Sein Vor­haben schei­terte gran­dios am Votum der Mit­glieder. Am Mitt­woch­nach­mittag saß Effen­berg erneut in einer Pres­se­kon­fe­renz. Diesmal war es in der Sport­schule Hennef, er trug einen weißen Trai­nings­anzug und wirkte im Ver­gleich wesent­lich ent­spannter. Glad­bach ist Ver­gan­gen­heit“, sagt Effen­berg. Jetzt möchte er Trainer werden, sitzt des­halb bei Frank Wormuth beim 58. Trai­ner­lehr­gang des DFB und muss wieder die Schul­bank drü­cken. 

Für die dies­jäh­rige Aus­bil­dung zog die Hennes-Weis­weiler-Aka­demie nach Hennef um. In dem beschau­li­chen Ört­chen bei Bonn findet man beste Bege­ben­heiten vor. Die Räum­lich­keiten an der Deut­schen Sport­hoch­schule in Köln waren auf­grund von Umbau­ar­beiten nicht mehr geeignet. Der Zeit­plan der zehn­mo­na­tigen Aus­bil­dung ist straff. Um acht Uhr mor­gens ist Unter­richts­be­ginn. Neben prak­ti­schen Übungen auf dem Platz muss vor allem Theorie gepaukt werden. Am Anfang war es wieder sehr gewöh­nungs­be­dürftig und man muss manchmal ganz schön beißen“, sagt Effen­berg, wenn mal wieder Sport­me­dizin auf der Agenda steht. Natür­lich holen sich die Trainer ent­spre­chende Spe­zia­listen in den Stab, doch der Chef­coach sollte Grund­kennt­nisse aus allen Gebieten der Sport­wis­sen­schaft haben. Wenn ich den Kon­di­ti­ons­trainer ein­fach machen lasse, dann habe ich am Wochen­ende eine aus­ge­brannte Mann­schaft“, begründet Lehr­gangs­leiter Wormuth das umfas­sende Pro­gramm.

Sammer redet sich in Rage

Effen­berg ist einer von 24 Schü­lern dieses Jahr­gangs, der so pro­mi­nent besetzt ist, wie seit Jahren nicht mehr. Neben ihm sind auch Mehmet Scholl, Chris­tian Wörns, Jörg Hein­rich, Jörg Böhme und die ehe­ma­lige Natio­nal­spie­lerin Britta Carlson ver­treten. War es früher ein Pri­vileg ver­dienter Ex-Profis nach ihren Kar­rieren die Trai­ner­bänke der Bun­des­li­gisten zu besetzen, so geht der Trend in den letzten Jahren ver­mehrt zu den so genannten Kon­zept­trai­nern, die zwar einen Match­plan haben, selbst aber nie die großen Stars auf dem Platz waren.

Als Ste­reo­typen dieses Modells gelten Thomas Tuchel und Robin Dutt. Wormuth und DFB-Sport­di­rektor Mat­thias Sammer, der gleich neben Effen­berg Platz genommen hat, stehen dem gefei­erten Trend zum modernen Trainer sehr reser­viert gegen­über. Glauben Sie nicht, dass Trainer wie Fried­helm Funkel oder Jupp Heyn­ckes keine Kon­zepte haben“, ent­gegnet Wormuth der zwei­fel­haften Wort­schöp­fung des Kon­zept­trai­ners. Sammer redet sich sogar etwas in Rage. Es ist mir viel zu ober­fläch­lich, wenn nur die modernen Trainer ange­priesen werden. Wir dürfen die tra­di­tio­nellen Werte dabei nicht ver­gessen.“ Bisher haben weder Dutt noch Tuchel oder Slomka einen Titel gewonnen und es wird, wie Sammer betont, in den nächsten Jahren auch nicht mög­lich sein, die Spa­nier mit eigenem Kurz­pass­spiel zu schlagen. Er glaubt, dass es ein Vor­teil ist, wenn man bereits als aktiver Spieler Tro­phäen gesam­melt hat. Wichtig sei es aber vor allem, dass es in der Bun­des­liga eine gesunde Mischung von erfah­renen und jungen Trai­nern gibt. 

Es hat ange­fangen zu krib­beln“

Es über­rascht also nicht, dass der Tra­di­tio­na­list Sammer seinen ehe­ma­ligen Natio­nal­mann­schafts­kol­legen Effen­berg unbe­dingt dabei haben wollte. Dabei habe ihn Ottmar Hitz­feld schon vor Jahren zum Trai­ner­schein gedrängt. Doch wie so viele Spieler, brauchte Effen­berg zunächst Abstand vom Fuß­ball nach der aktiven Kar­riere. Sieben Jahre hat er sich damit Zeit gelassen, um den Kopf frei zu bekommen und mehr Zeit mit seinen Kin­dern zu ver­bringen, wie er sagt. Dann hat es wieder ange­fangen zu krib­beln“. Warum es mit dem Posten des Sport­di­rek­tors in Glad­bach nicht funk­tio­niert hat? Sammer sagt: Wir haben das bei der Mit­glie­der­ver­samm­lung so ein­ge­fä­delt, dass Stefan nicht gewinnt.“ Der lockere Scherz des ehe­ma­ligen Dort­mun­ders hat aber durchaus einen ernsten Hin­ter­grund. Denn Sammer hält es nicht für mög­lich, dass man ohne eine adäquate Aus­bil­dung ein guter Sport­di­rektor sein kann.

Für den Trai­ner­posten erhält Effen­berg jetzt die not­wen­dige Lehre. Allein das sollten seine Erfolgs­chancen als Trainer gegen­über seinem ver­gan­genen Auf­tritt deut­lich stei­gern.