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Im Grunde seines Her­zens ist Lucien Favre immer ein Fuß­ball­ro­man­tiker geblieben. Mit einem schüch­ternen Nicken weist er auf den Mann neben sich, und ihm ist fast so etwas wie Ehr­furcht anzu­merken. Favre, 53, war Teen­ager, als der Mann neben ihm, Rainer Bonhof, noch für Borussia Mön­chen­glad­bach gespielt und mit dem Klub Titel über Titel geholt hat. Ich habe noch viele Erin­ne­rungen an diese Zeit“, sagt Favre, der seit ges­tern Trainer des etwas her­un­ter­ge­kom­menen Tra­di­ti­ons­klubs ist, bei dem Bonhof das Amt des Vize­prä­si­denten bekleidet. Eine der schönsten Erin­ne­rungen hat er an eine Begeg­nung mit dem Vater der legen­dären Glad­ba­cher Fohlen-Elf.



Ich habe Herrn Hennes Weis­weiler getroffen, als er bei Gras­shopper Zürich gear­beitet hat“, berichtet Lucien Favre. Ich war sehr stolz. Er hat mich als besten Spieler der Schweiz nomi­niert.“ Es sieht so aus, als würden seine Augen bei diesem Gedanken zu leuchten beginnen.

Ver­mut­lich hätte es Trainer gegeben, die das Angebot, Nach­folger von Michael Front­zeck zu werden, als Zumu­tung emp­funden hätten: Borussia Mön­chen­glad­bach ist Letzter der Bun­des­liga, hält in dieser Saison so unge­fähr jeden Nega­tiv­re­kord und gilt als aus­sichts­loser Fall. Für Lucien Favre aber, den Fuß­ball-Junkie aus Saint-Bar­thé­lemy, ist das Enga­ge­ment wie ein Ren­dez­vous mit der Geschichte. Es ist ein Traum, wieder in der Bun­des­liga zu arbeiten“, sagt er. Ein fan­tas­ti­scher Verein sei die Borussia, ein großer Tra­di­ti­ons­klub. Mön­chen­glad­bach ist überall in der Welt bekannt.“

Lucien Favre war der Wunsch­kan­didat von Max Eberl

522 Tage hat der Schweizer seit seiner Ent­las­sung bei Hertha BSC auf ein neues Enga­ge­ment warten müssen. Knapp andert­halb Jahre war er ohne Job, nachdem er zuvor 13 Jahre lang unun­ter­bro­chen als Trainer gear­beitet hatte. Die Pause hat mir sehr gut getan“, sagt Favre. Sprach­kurse hat er in der freien Zeit belegt, und doch vom Fuß­ball nicht gelassen. Ich kenne jede Mann­schaft in der Bun­des­liga aus­wendig“, sagt er. Als die Glad­ba­cher ihn am Sonntag kon­tak­tierten, will Favre zufällig in Deutsch­land gewesen sein – beim Zweit­li­ga­spiel Arminia Bie­le­feld gegen den VfL Bochum.

Lucien Favre war unser Wunsch­kan­didat“, sagt Borus­sias Sport­di­rektor Max Eberl. Er war unser erster Kan­didat und unser ein­ziger Kan­didat.“ Favre stehe für stra­te­gi­schen Fuß­ball, sei ein abso­luter Fach­mann, der mit jungen Spie­lern arbeiten und eine Mann­schaft formen kann“. Sein Ver­trag (bis 2013) gilt sowohl für die Erste als auch die Zweite Liga. Schon im Sommer 2009 war Favre als Trainer bei den Glad­ba­chern im Gespräch. Das Angebot hat er damals durchaus wohl­wol­lend geprüft, obwohl er noch bei Hertha unter Ver­trag stand; doch weil er sich nicht schnell genug ent­scheiden konnte, ver­pflich­tete Eberl statt­dessen Michael Front­zeck. Favre, so heißt es, habe seinen Ent­schluss später bereut – wohl auch, weil er bei Hertha nur ein Vier­tel­jahr darauf nach einer Serie von sechs Nie­der­lagen ent­lassen wurde.

Lucien Favre: Du musst einen Plan haben“

Die Glad­ba­cher über­nimmt Lucien Favre nun genau da, wo er Hertha im Sep­tember 2009 ver­lassen hat: auf dem letzten Tabel­len­platz. Doch obwohl der Klub bereits sieben Punkte Rück­stand auf den Rele­ga­tions- und den ersten Nicht­ab­stiegs­platz hat, ist der neue Trainer über­zeugt, dass wir noch eine Chance haben, in der Bun­des­liga zu bleiben“. Sollte dies nicht gelingen, werden wir eine Mann­schaft haben, die sofort wieder auf­steigen kann“. Erfah­rung im Abstiegs­kampf besitzt der Schweizer nicht, zum ersten Mal in seiner Kar­riere über­nimmt er eine Mann­schaft mitten in der Saison.

Du musst einen Plan haben“, sagt Favre, im Trai­ning noch prä­ziser arbeiten, Fehler sofort kor­ri­gieren.“ Max Eberl will die Per­so­nalie nicht so ver­standen wissen, dass die Glad­ba­cher die aktu­elle Spiel­zeit bereits abschreiben und den Trainer vor allem mit Blick auf den erfor­der­li­chen Neu­aufbau in der Zweiten Liga ver­pflichtet haben. Favre habe auch des­halb keine Erfah­rung im Abstiegs­kampf, weil er mit seinen Mann­schaften immer erfolg­reich gewesen sei. Wir hoffen, dass er dieses Gen mit­bringt“, sagt Eberl. Die Frage wird sein, ob es auch stark genug ist, um dem Ver­lierer-Gen der Glad­ba­cher zu trotzen.

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