Auch wenn beide Mannschaften in Südafrika ein eher mageres WM-Turnier abgeliefert haben, stehen Südamerikas Branchenführer immer noch für Fußball auf höchstem Niveau. Und wenn man der Geschichte glauben schenken darf, passiert ohnehin in jeder zweiten Partie ein Spektakel. Von Raufereien über Boykotte, bis hin zu manipulierten Nahrungsmitteln – dieser Klassiker hat schon die skurrilsten Anekdoten hervorgebracht. Die Spitze des Eisbergs gibt es in unserer Top Fünf.
1.
Brasilien-Argentinien 3:1
WM 1982, Finalrunde (2. Juli 1982)
In Spanien trafen die Übermannschaften Südamerikas schon in der Finalrunde aufeinander. Das „vorweggenommene Endspiel“ entpuppte sich allerdings als klare Angelegenheit. Zico und Konsorten kombinierten die Argentinier locker-flockig auseinander, nach 72 Minuten und drei Toren war der Drops gelutscht. Danach wurde es unschön: Erst sprang Daniel Passarella in Zicos Wade, dann trat Maradona – der im Turnierverlauf selbst unzähliges Hiebe einstecken musste – den eingewechselten Batista in den Bauch. Dank Toni Schumacher nur das zweithässlichste Foul des Turniers.
2.
Argentinien-Brasilien 1:0
WM 1990, Achtelfinale (24. Juni 1990)
Verschiedene Gerüchte ranken sich um dieses Spiel, wobei man sich über den Sachverhalt (fast) einig ist. So habe Argentiniens Masseur Di Lorenzo während einer Behandlungspause dem brasilianischen Mittelfeldspieler Branco eine Trinkflasche gereicht, welche wahlweise eine nicht unerhebliche Dosis Alkohol, Schlaf- oder Brechmittel enthielt. Der damalige argentinische Trainer Carlos Bilardo äußerte sich dazu vor fünf Jahren etwas indifferent: „Ich sage nicht, dass dies nicht passiert ist.“ Wie auch immer: Selbst im vermeintlichen Medikamentenrausch versuchten Brasiliens Holzhacker Argentiniens zaubernde Streitaxt Maradona zu zerkleinern, doch der dutzendfach getretene bereitete dann doch mit einem herrlichen Solo das entscheidende Tor von Kollege Claudio Caniggia vor.
3.
Argentinien-Brasilien 2:0
Copa America 1946, Finalrunde (10. Februar 1946)
Das wohl brutalste Aufeinandertreffen der Kontrahenten. Nach einem Foul des Brasilianers Jair Rosa Pinto an Jose Salomon entwickelte sich eine Rauferei allererster Güte, so dass die Spieler zunächst das Spielfeld verlassen mussten, um die erregten Gemüter wieder zu besänftigen. Die Partie wurde zwar fortgesetzt – Argentinien gewann mit 2:0 – das Klima aber war vergiftet. Es dauerte zehn Jahre, ehe beide Teams wieder gemeinsam auf einem Fußballplatz stehen sollten.
4.
Brasilien-Argentinien 2:2 (4:2, n.EM)
Copa-America 1995, Viertelfinale (17. Juli 1995)
Die Reaktionen auf dieses Spiel könnten im Lexikon unter dem Stichwort „Doppelmoral“ abgedruckt werden. Brasiliens Tulio Costa erzielte fünf Minuten vor Spielende den Ausgleich – unter nicht unerheblicher Zuhilfenahme seines linken Armes. Der Schiedsrichter jedoch hatte lediglich das erweiterte Brustbein erkannt, das Tor wurde gegeben und Brasilien konnte das anschließende Elfmeterschießen für sich entscheiden. Die argentinischen Journaille betitelte den Vorfall als „Die Hand des Teufels“. Ganz schön frech für ein Land, dass seit einem Vierteljahrhundert ununterbrochen „Die Hand Gottes“ abfeiert.
5.
Brasilien-Argentinien 3:2
Freundschaftsspiel (22. Januar 1939)
Selbst bei Spielen um die „Goldene Ananas“ ging es hoch her. 1939 traf man sich innerhalb einer Woche gleich zweimal in Rio de Janeiro. Während Argentinien das „Hinspiel“ noch klar mit 5:1 für sich entscheiden konnte, war das „Rückspiel“ hart umkämpft: Nach wechselnder Führung stand es kurz vor Schluss 2:2, ehe der Referee den Brasilianern einen fragwürdigen Elfmeter zusprach. Argentiniens Arcadio López echauffierte sich daraufhin so stark, dass ihn Polizisten vom Feld geleiten mussten. Das wiederum kam bei López‘ Kollegen nicht gut an, die ihrerseits solidarisch in die Katakomben entschwanden. Es folgte ein Elfmeter ohne Torwart, Brasilien gewann 3:2.
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TV-Tipp: 17:40 Uhr, ARD, Brasilien – Argentinien, live aus Katar